Himmelfahrt, 21.5.2020: In Liebe loslassen

Liebe Gemeinde,

Himmelfahrtsgottesdienst auf Schloss Pesch – das ist eine feste Größe in unserem Gemeindeleben – seit unzähligen Jahren. Eingeladen von Familie Mayer konnten wir dort an einem Ort als Gemeinde Gottesdienst feiern, an dem wir spürten: Hier berühren sich Himmel und Erde!
In diesem Jahr feiern wir auch unter Gottes schönem Himmel – zwischen Glockenturm und Kreuzkirche – und freuen uns auf viele, die mitfeiern, denn es gibt ja `was zu feiern:
Gott vergisst uns nicht, auch, wenn Jesus nicht mehr hautnah unter uns lebt, sondern nun „zur Rechten Gottes sitzt“, wie wir mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen. Gott vergisst uns nicht, bei ihm gilt nicht: Aus den Augen aus dem Sinn. Wenn wir Christi Himmelfahrt feiern, erinnern wir uns an den Abschied Jesu von seinen Jüngerinnen und Jüngern 40 Tage nach seiner Auferstehung. Er kehrt zurück zu Gott – und sie müssen ihn endgültig loslassen.(Apostelgeschichte 1,3-11)
Und da stehen oder sitzen sie nun: eben noch haben sie mit ihm an einem Tisch gegessen. Er hat sie eingeschworen auf den Weg, den sie mit ihm begonnen haben: sie sollen in Jerusalem bleiben und auf die Verheißung Gottes warten, die er ihnen verkündet hat: Sie sollen mit dem Heiligen Geist getauft werden!
Natürlich wollen sie wissen, wie das alles geht und wann und welche Rolle er dabei spielt, aber er macht ihnen klar, dass es für sie egal sein muss. Es reicht, wenn sie auf seine Verheißung vertrauen – mehr nicht: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und ihr werdet meine Zeugen sein…bis an das Ende der Erde. (Apg.1,8)
Und dann hatten sie keine Gelegenheit mehr aufzubegehren oder nachzufragen, ihn anzufassen oder zum Bleiben zu drängen. Dann – so berichtet es die Apostelgeschichte kam eine Wolke, die ihn vor ihren Augen mitnahm.
Sie wurden nicht gefragt: sie mussten ihn loslassen!
Szenenwechsel:
Sie heißt Lilli, ist 5 Jahre alt und ganz stolz, beinahe ein wenig verliebt. In ihrer Hand: eine lange Schnur und daran schwebt über ihr ein roter Luftballon in Herzform. Wie sie sich gefreut hat, als sie ihn geschenkt bekam! Sehnsüchtig hatte sie auf so mancher Kirmes danach geschielt. Und jetzt gehörte er ihr. Wie schön er war! „Mein schöner lieber roter Herz-Luftballon!“ flüsterte sie.
Sie wusste, sie musste ihn gut festhalten, sonst… Gerne ging sie in der kleinen Straße, in der sie wohnten mit ihm spazieren. Es war ihr als würden alle sie um ihn beneiden, wie um einen kostbaren Ring. Abends wurde er in ihrem Kinderzimmer an den Stuhl geknotet. Lillis letzter Blick vor dem Einschlafen galt ihrem roten Luftballon.
Eines Tages aber passierte es, da kam eine Böe und nahm den Luftballon mit; riss ihn einfach sanft aus Lillis Hand, nahm ihn mit fort in die Lüfte. Und Lilli musst nach oben schauen und ihm nachblicken, wie er vor ihren Augen verschwand…
Nach einer Weile ließen ihre Augen den kleinen roten Punkt los.
Lilli – Jesu Jünger; roter Herzluftballon – Jesus –
Darf ich das vergleichen und nebeneinander setzen?
In Liebe loslassen – das fällt schwer. Etwas/ jemanden hergeben, der ein Teil des eigenen Lebens ist, einem viel bedeutet; zusehen müssen, wie dieser und dieses dann entschwinden: Wie oft ist uns das im Leben zugemutet. „In Liebe loslassen“ – das gehört zum Leben dazu!“, möchten wir der kleinen Lilli zurufen. Weine nicht, sei nicht traurig…
Den Jüngern, die nach oben in die Wolken schauen rufen Ähnliches die Engel zu, die vor Ort erscheinen: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“
Noch eine Parallele sehe ich zwischen beiden Szenen: Das Entscheidende ist doch, welche Rolle das/der Entschwundene auch weiterhin im Leben der Verlassenen spielt.
Die Jünger machen weiter. Sie halten fest an der Verheißung, die Jesus ihnen gegeben hat. Hätten sie das nicht getan: uns Christinnen und Christen gäbe es heute nicht. Jesus und das, was sie mit ihm erlebt, was sie von ihm gelernt hatten, das bleibt Teil ihres Leben. Bereichert und leitet sie auch weiterhin. Sie haben sein Vermächtnis: Gabe und Aufgabe zugleich.
Und Lilli: sie wird vielleicht auch getröstet worden sein von ihrer Mutter: Weine nicht, kleine Lilli. Wie schön war doch die Zeit mit deinem roten Herzluftballon. Wie hast Du dich an ihm erfreut. Vielleicht ist da ja woanders auch ein kleines Mädchen, das nun Freude an ihm hat… Und sei gewiss: wenn du nun woanders einen roten Ballon siehst, dann wirst du dich in Freude an deinen erinnern.
Es stimmt, liebe Gemeinde, loslassen ist schwer, besonders: in Liebe loslassen.
Aber eines ist sicher. Nicht nur der, der loslässt leidet – auch der, der losgelassen wird, der geht oder gehen muss. Auch, wenn manche biblischen Autoren es so dargestellt haben, dass alles ja nach Gottes Plan geschah und Jesus leiden und sterben und auferstehen und auffahren musste um die Welt zu erlösen, so ist es doch denkbar, dass es auch Jesus schwergefallen ist, in Liebe loszulassen… Auf jeden Fall legt das der für heute vorgeschlagene Predigttext aus dem Hohepriesterlichen Gebet Jesu im Johannes-evangelium nahe (Joh 17, 20-26). Da bittet Jesus für die Gläubigen zu Gott, bei denen er nicht mehr bleiben kann. Vorher hat er eine Abschiedsrede an sie gehalten und sie gebeten, keine Angst zu haben, weil er doch die Welt überwunden habe. Jetzt möchte er auch mit einem sicheren und guten Gefühl gehen, dass die Seinen von Gott behütet bleiben und legt ein gutes Wort für sie ein.
Letzteres ist sehr wichtig für das Abschiednehmen, dass wir für alles Loslassen Gott bitten können, dass er es unterstützt – zu beiden Seiten hin: in Trost und Stärkung für die, die loslassen und abgeben müssen – und in Liebevolles Geleit für die und das, was losgelassen wird.
Ja, für Lilli ist das nicht das letzte Loslassen. Das können wir aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Unser Leben stellt immer wieder diese Anforderung an uns, dass wir (in Liebe) loslassen müssen: geliebte Menschen, wenn sie sterben; gewohnte Situationen, Lebensräume, Träume, wenn die Situation sich anders darstellt als gewohnt – das erleben wir ja im Moment an vielen Stellen.
Der Evangelist Johannes mit dem hoheprie-sterlichen Gebet Jesu will uns Mut machen indem er aufzeigt: Jesus betet auch für uns zu Gott um Stärkung, Kraft und Heiligung, wenn wir vor die Aufgabe gestellt sind, loszulassen.
So dürfen wir mit Kraft aus dem Himmel rechnen – aber wir dürfen auch ein wenig traurig sein, denn das gehört zum Loslassen eben auch dazu. Es ist keine Schande!
Wieviel Liebgewordenes haben wir schon loslassen müssen, auf welche Veränderungen uns im Leben einstellen sollen…was hat uns dabei je und je geholfen? Wer und was konnte uns trösten?
Und: was haben wir wirklich verloren, was ist geblieben von dem, was und das/der/die Verlorene bedeutet hat. Ja, so fragen wir auch, wenn wir Menschen zu Grabe tragen und dann in Liebe loslassen.
Für die, die Jesus loslassen mussten damals, blieb vieles – so viel, dass es über Jahrhunderte hinweg noch für uns heute reicht: Wir glauben an den dreieinigen Gott – Vater, Sohn und Heiligen Geist, der uns Kraft verleiht, seine lebendigen Zeuginnen und Zeugen zu sein – wie die Jünger damals.Ihr Blick blieb nicht an den Wolken haften – sie blickten wieder auf das wahre Leben, in dem sie fortan als Boten der Liebe Gottes tätig sein sollten/wollten und es auch waren.
In diesem Umschlag liegt ein roter Herzluftballon als Geschenk für sie.
Sie können ihn aufblasen, verschenken oder auch einfach an einen Ort legen, wo er Sie ans Loslassen erinnert und daran, dass Jesu Gebet auch für Sie und Ihr Loslassen gilt: Ich bitte …dass sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. .. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen. Amen.

Herzlichst
Ihre Heike Gabernig


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