Dietrich Buxtehude Toccata F Dur

* Andacht vom Sonntag, 17. Mai*

Liebe Gemeinde,

wie halten Sie es mit dem Beten? Betest Du noch oder lässt du´s schon?

Ich habe mir einmal sagen lassen müssen, dass es zu intim ist, über das Beten zu sprechen…finde ich gar nicht. Im Gegenteil: Ich finde, es wird immer wichtiger, einander darüber Auskunft zu geben, an was man glaubt, was einen im Leben trägt und wie man/frau dann den eigenen Glauben lebt. Was einem dabei hilft. Für mich gehört von frühester Kindheit das Gebet in jeglicher Art und Weise dazu: Ob als schneller Dank-Seufzer oder vollmundiger Lobpreis, wenn ich etwas erlebe, sehe, höre…was meine Seele erhebt; als bittendes Stammeln, manchmal nur aus Wortfetzen, wenn es mir den Hals zuschnürt, oder auch als Fürbitte für anderes und andere, die meiner Gebetsgedanken bedürfen. Ich habe gebetet, bete und werde beten, weil ich mich in Beziehung weiß zu dem, der die Adresse meines Betens ist: Gott! So ist das Gebet gläubige Antwort auf die Existenz Gottes, für den ich ein Du bin und der zu mir und für mich ist wie Mutter und Vater, Bruder und heilige Geistkraft.

Der Sonntag „Rogate“ fordert mit seinem Namen auf: „Bete!“ Und damit auch: Verlass dich darauf, gehört zu werden mit deinem Lob aber auch mit deiner Klage, mit Deinem Glauben und mit deinem Zweifeln und Hadern.   Aber was ist eigentlich Glaube?

Manche sagen einfach, Glaube heißt Nicht-Wissen. Nach christlichem Verständnis ist Glaube aber erst einmal »Vertrauen« - Vertrauen in den einen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat. Glaube ist ein Für-wahr-halten, dass Gott vertrauenswürdig ist.

Dieses Vertrauen gründet auf dem, was er in der Vergangenheit schon getan hat. Er hat bewahrt, gerettet und durch Dunkelheit wieder ans Licht geführt. Er hält, was er verspricht. Und er hat versprochen, uns gegenüber treu zu sein. Darauf dürfen wir uns verlassen. Auch das meint Glaube: Sich-verlassen-können!

Wir können uns darauf verlassen, dass Gott mit Jesus Christus einen neuen Zeitabschnitt hat anbrechen lassen. Die zerstörerischen Kräfte, die das Leben schwer machen oder gar vernichten wollen, sind besiegt. Wir leben nicht mehr unter der Last des Todes, sondern hören im Evangelium, dass Leben möglich ist, weil Gott uns liebt. Darauf dürfen wir vertrauen. Das dürfen wir glauben. Wir leben aber auch noch nicht in einer erlösten Welt, in der das Reich Gottes vollkommene Wirklichkeit ist. Zwischen dem Nicht-mehr und dem Noch-nicht leben wir unseren Glauben.

Und da wird der Glaube immer wieder in Frage gestellt; durch Menschen, die uns begegnen und durch Ereignisse, die uns widerfahren. Der Zweifel ist dann schnell da. Kann ich Gott wirklich vertrauen? Kann ich wirklich glauben, dass ich ihm so recht bin wie ich bin? Darf ich mich auch dann noch als sein geliebtes Kind fühlen, wenn ich versagt habe?

An diesem Sonntag hätten in unserer Gemeinde 26 Jugendliche „Ja“ gesagt zu einem Lebensweg mit Gott an ihrer Seite, zum erwachsenen und wachsenden Glauben an den dreieinigen Gott. Viele von Ihnen haben sich erst in Corona-Zeiten einen zu ihnen passenden Konfirmationsspruch ausgesucht, so D., der das Psalmwort wählte: „Rufe mich an in der Not, so werde ich Dich erretten und du sollst mich preisen.“

Das Evangelium sagt: Ja, das darfst du! Glaube daran, dass Gott an deiner Seite ist – immer! Das mag dir Ruhe geben. Tritt in Kontakt mit ihm. Jesus Christus hat es klar gesagt. Er hat vorgelebt, wie gut Gott es mit dir meint. Gerade denen, die zweifeln oder versagt haben, wendet sich Jesus zu. Du bist Gott recht, wenn du glaubst, dass er dein Leben in Ordnung bringt. Das ist die gute Botschaft, das Evangelium. Das Vertrauen in diese befreiende Botschaft soll nicht aufhören. Dafür steht Jesus.

2005 – da waren nur wenige der Konfirmanden schon geboren (die meisten erblickten erst 2006 das Licht der Welt), da sagt Jesus in dem Spruch der zur Jahreslosung ausgewählt wurde zu Petrus: „Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Jesus betet für Petrus und legt bei Gott ein gutes Wort für ihn ein – Fürbitte nennen wir das.

Ein zweites: Glaube braucht Vergewisserung. Die Vergewisserung finden wir im Hören auf Gottes Wort, in der Gemeinschaft mit anderen Christinnen und Christen und im Gebet. Gerade das Gebet stärkt den Glauben. Eine Hilfe zum Beten stellt die innere Ruhe dar, die ich brauche, um mit Gott zu reden. Schon früh haben Christen Hilfen geschaffen, die die innere Ruhe fördern. So ist das Labyrinth schon in frühen Zeiten eine Hilfe geworden, zur inneren Ruhe zu kommen und zu beten. Das Labyrinth kennt im Gegensatz zu einem Irrgarten keine Sackgassen, sondern führt durch elf Rundgänge, die in vier Bereiche aufgeteilt sind, vom Anfang zum Zentrum. Damit ist das Labyrinth auch ein Symbol für den Glaubensweg. (Das Bild mit Labyrinth, Rosenstrauß und Rosettenfenster stammt übrigens von Sieger Köder)

Es ist wie bei allem: Die ersten Schritte müssen gewagt werden (vielleicht ja schon im Zwergengottesdienst im Kindergarten?) und manchmal hat es den Anschein, dass ich dem Ziel überhaupt nicht näherkomme, ja mich sogar immer weiter entferne. Je länger ich aber auf dem Weg bleibe, desto klarer erkenne ich, dass der Weg mich ins Zentrum führt – dass mein Glaube mich zu Gott führt. Da blüht mir das Leben. Die Ruhe ist der Raum, in dem sich ein Gebet entwickeln kann. Ein Gebet vergewissert den Glauben.

Wenn ein Mensch für uns betet bzw. wir für einen anderen/eine andere, kann das sehr viel bewirken. Was bedeutet es da erst, dass wir wissen sollen, dass Jesus Christus für uns betet.

Jesus, der Sohn Gottes, ist Realist. Da er Mensch geworden ist, ist ihm nichts Menschliches fremd. Er kennt die Gefährdungen. Ereignisse, Schicksalsschläge und Katastrophen. Jesus weiß, dass sie uns Menschen den Glauben madig machen können. “Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“

Jesus sagt das zu Petrus. Er hieß einmal Simon. Als er die Entscheidung traf, Jesus nachzufolgen, hat Jesus ihm den Namen Petrus gegeben. Das heißt übersetzt „Fels“. Dabei war Petrus alles andere als „Felsenfest“ in seiner Art zu Glauben. Kurze Zeit nach Jesu Gefangennahme verleugnet er ihn gleich drei Mal hintereinander. Dann wird ihm klar, was er da gemacht hat und er weint bitterlich. Denkt er in dem Augenblick daran, dass Jesus zu ihm gesagt hat: „Petrus, ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört.“

Jeder kann dieses Versprechen Jesu auf sich beziehen und da seinen eigenen Namen einsetzen. Wir können uns auf die Fürbitte Jesu verlassen, auch wenn wir Wege hinter uns haben, auf denen wir andere verletzt, Gott verleugnet und uns selbst in einer Sackgasse verirrt haben. Jesus lässt keinen links liegen. Jesus wusste, welchen Weg er vor sich hatte. Er ging ans Kreuz - dort starb er für mich und für dich.

Und was können wir dazu tun, dass unser Glaube nicht aufhört? Was geben wir unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden mit (in Gedanken, digital oder ganz persönlich) auf den Weg am Sonntag Rogate?

Das wissen Erwachsene, Jugendliche und auch schon Kinder: Wenn Menschen nicht mehr miteinander reden, ist ihre Beziehung gestört oder kaputt. Für unsere Beziehung zu Gott gilt dasselbe: Wenn wir nicht mit Gott reden, brechen wir die Beziehung zu ihm einseitig ab. Aber wir sollen wissen: Jesus hört nicht auf, für uns zu beten.

Wenn wir möchten, dass unser Glaube nicht aufhört, sondern wächst oder neu entfacht wird, sollten wir uns (wieder) angewöhnen zu beten – in der Stille für uns ganz allein, mit anderen zusammen – das geht übrigens auch über´s handy und digitale Wege – auf jeden Fall auch für andere.

Es wird uns und den anderen gut tun!

Das wissen wir spätestens, wenn wir den Rat des Apostel Paulus lesen, der in seinem Brief an die römische Gemeinde (Röm. 12,12) schrieb:

Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.

Seid fröhlich in der Hoffnung, beharrlich im Gebet, standhaft in aller Bedrängnis. Macht einander Mut, ladet gerne Gäste ein. Zeigt es allen, dass Jesus sie liebt. Euer Leben wird ein Zeichen der Hoffnung sein, der Hoffnung für diese Welt, weil Jesus vom Tod auferstanden ist und sie in den Händen hält.

(Liedtext dazu von Diethelm Strauch)



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